Jahreskonzert 2012
Instrumentalensemble Goldau

 Zu den Werken

Felix Mendelsson-Bartoldy (1809-1847):
Ouverture Die Hebriden (Fingalshöhle Op. 26)

Felix Mendelsson entstammte einer berühmten jüdischen Familie aus Hamburg. Im Alter von 9 Jahren trat er zum ersten Mal öffentlich auf. In den 1820er Jahren unternahm er zahlreiche Konzertreisen durch Frankreich, Italien, England und Schottland. 1833 wurde er Musikdirektor in Düsseldorf und 1833 Gewandhauskapellmeister, genau 100 Jahre nach Bach. 1843 gründete er das Leipziger Konservatorium. Im Frühjahr 1847 erlitt er einen Schwächeanfall als er vom Tod seiner geliebten Schwester Fanny erfuhr. Er erholte sich nicht mehr und starb am 4. November 1847 in Leipzig. Mendelsson ist der grosse Meister, eines von Bach, Mozart und Beethoven beeinflussten heiteren Klassizismus, den er glücklich mit der Romantik verband. Seine Hauptwerke sind Schauspielmusiken, 5 Symphonien, Ouverturen, 2 Klavierkonzerte, 1 Violinkonzert, Oratorien, Klavier- und Kammermusik, Lieder.

Die Hebriden schrieb Mendelsson 1829. Die Anregung dazu erhielt er auf einer Reise nach England und Schottland, als er bei der Gelegenheit mit dem ihm befreundeten Dichter Karl Klingemann am 7. August 1829 die Fingalshöhle auf der schottischen Insel Staffa besuchte. Da ihn die erste Fassung, die den Titel "Die einsame Insel" trug, eher an Kontrapunkt als an "Tran und Möwen" erinnerte, überarbeitete er das Werk 1831 und ein weiteres Mal 1833. Die Erstaufführung der revidierten Fassung fand am 10. Januar 1833 unter der Leitung des Komponisten in Berlin statt. Das Werk wurde ein grosser Erfolg, besonders bei den Briten, und selbst der zu antisemitischen Tendenzen neigende Richard Wagner lobte Mendelsson als "erstklassigen Landschaftsmaler".

Das Werk steht überwiegend in h-moll, und endet mit einem Mollschluss in dieser Tonart, und nicht etwa mit einer Verdurung zu H-Dur. Das Hauptthema, das den Wellengang darstellt, wird von Bratsche, Cello und Fagott vorgetragen und im Laufe der Ouvertüre variiert.

Giacomo Meyerbeer 1791-1864
Sinfonie für Klarinette und Streicher

Der Name Meyerbeer ist eng verknüpft mit der französischen Oper des 19. Jahrhunderts. Zusammen mit seinem Librettisten Eugen Scribe kreierte er spektakuläre dramatische Werke mit grossem Publikumserfolg. Jakob Liebmann Meyer Beer, wie er eigentlich hiess, entstammte einer der wohlhabendsten Familien Berlins. Er gab bereits mit 11 Jahren öffentliche Klavierkonzerte. 1816 besuchte er Italien. Was eigentlich als Studienreise geplant war, wurde zu einem neunjährigen Aufenthalt und entscheidend für seine weitere Karriere. Zu dieser Zeit begann Rossini die italienischen Bühnen zu dominieren und Meyerbeer wurde ohne Zweifel mit dessen Werken vertraut. Seine italienischen Opern wurden mit jeder weiteren immer erfolgreicher. Unter diesen war die Premiere von "Il crociato in Egitto" 1824 sein grösster Triumph. Ab 1831 lebte er vorwiegend in Paris, wo er seine grössten Erfolge feierte. Sein Name verbindet sich vor allem mit Opern wie "Le Prophète" oder "L'Africaine". Die Opern Meyerbeers werden noch heute vereinzelt aufgeführt. Ihre Anziehungskraft hat nicht nachgelassen. Sie werden besonders von Liebhabern geschätzt, namentlich "Die Hugenotten", in denen die ausserordentliche Fähigkeit des Komponisten, dramatische Wärme, unerschöpflicher Reichtum an charakteristischen Melodien, die Kunst, wirksam für die Singstimme zu schreiben und geistvolle Verwendung der Orchesterstimme zur Verdeutlichung der darzustellenden Charaktere und Situationen am entschiedensten hervortreten. Gerade in den letzten Jahren wurde wiederholt aufgezeigt, wie eminent die Bedeutung Meyerbeers für die Weiterentwicklung der Grossen Oper gewesen ist. Meyerbeer stiftete auch ein Stipendium zur Unterstützung von Schriftstellern und Komponisten. Dem noch unbekannten und mittellosen Richard Wagner half Meyerbeer mit Geld und Empfehlungsschreiben. Das Stipendium, wegen dem er Meyerbeer förmlich angebettelt hatte, bekam er aber nicht. Wagner rächte sich später für diese Ablehnung mit antisemitischen Parolen. Meyerbeers Ausflug in die Kammermusik war kurz und nicht von Dauer, inspiriert durch einen bemerkenswerten Musiker, der schon Carl Maria von Weber, und Felix Mendelsson-Bartoldy zum Komponieren für Klarinette verführt hat: Heinrich Baermann. Meyerbeers einziges veröffentliches Kammermusikwerk ist Ausgangspunkt für eine musikalische Reise in in die Welt der Oper in kleiner Besetzung. Das nach Kriegswirren vielleicht einzige gerettete Kammermusikwerk schrieb er mit 21 Jahren. Der heitere Kopfsatz gleicht mit seiner breiten und ausladenden Melodienführung eher einem Konzert mit Streicherbegleitung. Nicht viel anders das folgende witzige Scherzando.

Carl Reinecke (1824-1910):
Konzert in D-Dur für Flöte und Orchester Op. 283

Carl Reinecke, in Altona geboren, wirkte als Koponist, Dirigent, Pianist und Musikschriftsteller. Nach Konzertreisen als Pianist hatte er verschiedene Anstellungen: Als Hofpianist in Kopenhagen, als Kapellmeister in Barmen, aber auch als Klavierlehrer an der Rheinischen Musikschule in Köln. Während seiner Kölner Zeit pflegte er das freundschaftliche Verhältnis zu Robert Schumann, der ihn als "jüngeren Komponisten in meinem Sinne" bezeichnete, im nahe gelegenen Düsseldorf und traf hier auch den jungen Brahms. Seit 1860 bis zu seinem Tod lebte und wirkte er vor allem in Leipzig. Er leitete dort die Gewandhauskonzerte und lehrte am Konservatorium, dessen Direktor er 1897 wurde. Als Komponist blieb er in der Tradition Mendelssohns und Schumanns, die er während seines Studiums kennen und schätzen gelernt hatte. "Ich würde nicht dagegen opponieren, wenn man mich einen Epigonen nennt", war seine charmante Antwort auf die Frage nach seiner konservativen Musikeinstellung. Das Flötenkonzert in D-Dur op. 283, eines der schönsten romantischen Flötenkonzerte, schuf er als 84jähriger. Die zu jener Zeit selten als Solo-Instrument verwendete Flöte ist im ersten Satz (allegro moderato) in die Gegenüberstellung zweier Themen eingebunden, von denen das eine lyrisch, das andere bewegt ist. Die beiden übrigen (lento e mesto und moderato) ziehen mit ihrer originellen Verwendung der Blasinstrumente nacheinander in eine melancholische Stimmung und in einen tänzerischen Rhythmus hinein, wobei das mitreissende Spiel des Soloinstrumentes an gewisse frühe Werke des Komponisten erinnert.