Jahreskonzert 2008
Instrumentalensemble Goldau

 Zu den Werken

Franz Schubert (1797–1828):
Ouverture im italienischen Stil in D-Dur

Im Jahre 1818 findet im Gasthof “Zum römischen Kaiser” in Wien die Uraufführung zweier Ouvertüren im italienischen Stil statt. Erstmals erlebt Schubert breite Beachtung sowie die Anerkennung der gefürchteten Wiener Musikkritiker. Interessant ist die Häufigkeit der Form “Ouvertüre” bei Schubert in den Jahren 1816-1819. Zu dieser Zeit waren seine bereits zahlreichen Lieder weniger bekannt als seine Orchesterwerke. Die Opern des Italieners Gioachino Rossini (u.a. “Der Barbier von Sevila” und “Die diebische Elster”) sind ab 1816 in Wien sehr beliebt und auch Schubert bleibt davon nicht unbeeinflusst. Jedoch hatte er schon vor dieser wienerischen Italien- und Belcanto-Euphorie z.B. in seiner 2. Sinfonie rhythmische Ideen, den Ouvertürenstil, und vor allem die hellen Holzbläserfarben italienischer Vorbilder aufgegriffen.

Edward Elgar (1857–1934)
Serenade für Streichorchester op. 20

Elgar war der erste herausragende englische Komponist seit Purcell und einer der bedeutendsten Vertreter der musikalischen Spätromantik. Er wurde vielfach allzu eingeschränkt nur als Pomp and Circumstance-Komponist und Vertreter einer vergangenen imperialen Epoche gesehen, doch zeigen seine besten Werke einen Tonsetzer von bemerkenswertem musikalischem Empfindungsreichtum. 1892 entstand die Serenade für Streicher op. 20. Sie erlebte ihre Anfänge im Jahre 1888, als der damals 30jährige Elgar, der sich noch nicht zum Komponistenberuf entschlossen hatte, drei Sätze für Streicher mit den Titeln “Frühlingslied”, “Elegie” und “Finale” zu Papier brachte. Am 7. Mai des gleichen Jahres erlebten die drei Stücke eine Privataufführung unter der Leitung des Rev. Edward Vine Hall in Worcester. Später sollte Elgar über diese Stücke mit der ihm eigenen Offenheit gesagt haben: “Ich mag sie (es sind die ersten die ich überhaupt mochte).” Vier Jahre darauf jedoch arbeitete er die Stücke in diese dreisätzige Serenade um und dirigierte selber eine Privataufführung mit der Worcester Ladies Orchestral Class. So gross war der Anklang, dass er das neue Werk dem Verleger Novello anbot, der jedoch ablehnte mit der Bemerkung, solche Werke seien “praktisch unverkäuflich”. Das deutsche Verlagshaus Breitkopf und Härtel nahm dem jungen Komponisten gegenüber eine weit entgegenkommendere Haltung ein und veröffentlichte die Serenade 1893 als Partitur. Die erste öffentliche Aufführung fand in Antwerpen im Jahre 1896, die englische Erstaufführung am 16. Juli 1899 in New Brighton unter der Leitung des Komponisten statt. Seitdem hat sich die Serenade unter den meist aufgeführten Werken Elgars fest etabliert. Elgar selbst spielte das Werk 1933 auf Schallplatte ein. Verdienstvoll ist auch seine Wiederbelebung der Gattung des Oratoriums. Sein Porträt zierte bis 2007 die 20-Pfund-Banknote.

Ottorino Respighi (1879–1936)
Antiche Danze Suite I

Ottorino Respighi unterlag dem Zauber der sogenannten “altertümlichen Musik” und übersetzte frei die Impulse, die diese ihm vermittelte. Zu den Früchten dieses rückblickenden Intereses gehören die auch heute noch hochgeschätzten drei Sätze der Altertümlichen Tänze und Melodien. Inspiriert zu deren Schaffung wurde er durch die Studie von Transkriptionen zahlreicher Tänze und Melodien für Laute aus dem XVI und XVII Jahrundert, die von dem herausragenden Musikologen Oscar Chilesotti stammten. Respighi wählte daraus einige aus und verband sie in Vierergruppen zu Suiten, die er mit modernem Geschmack harmonisierte und orchestrierte. Die I. Suite für Kammerorchester wurde 1917 komponiert, wenige Monate nach dem Erfolg seiner ersten Sinfonie, Fontane die Roma. Die Erstaufführung erfolgte am 16. September des gleichen Jahres im Augusteo von Rom unter Leitung des Dirigenten Bernardino Molinari. Die Altertümlichen Tänze und Melodien entspringen dem rückblickenden Interesse für die Instrumentalmusik der Renaissance und des frühen Barocks, das Respighi mit anderen italienischen Meistern der sogenannten Achtziger-Jahre-Generation teilte. Sie stellten eine neue und gut genutzte Gelegenheit für den Meister aus Bologna dar, seine kommunikativen Fähigkeiten und sein Orchestrierungstalent zum Ausdruck zu bringen.

Keith Jarrett (*1945)
Bridge of Light für Viola und Orchester

Keith Jarrett, geboren am 8. Mai 1945 in Allentown Pennsilvania ist ein US-amerikanischer Jazz-Pianist. Er gehört zu den erfolgreichsten und stilprägenden Musikern der verganenen vier Jahrzehnte und hat vor allem durch seine frühen Solokonzerte massgeblich die Vorstellung vieler Menschen von zeitgenössischer Improvisation beeinflusst. Dabei baute er ein leicht verständliches, transparentes Prinzip des freien Flusses motivisch geprägter Improvisatioen aus und kultivierte sie. Entscheidend sagt er, sei der erste Ton, das erste Motiv. Wenn dieses tragfähig sei, könne er die Musik fliessen lassen, sie entwickeln, sie wellengleich steigern und zurücknehmen, schliesslich zur Hochform auflaufen. Es sei dieser Zustand grösster Konzentration, auf dem sein Schaffen beruht, die Befreiung von den Ablagerungen des Klischees, von den Fesseln der Konvention. In Keith Jarrett steckt eine Flut von Musik, die ventiliert, die künstlerisch verfeinert, entwickelt und gestaltet werden will. Er hat die klassische europäische Tradition verinnerlicht und den Jazz assimiliert. Seine Musik verlangt von Anfang an höchste Konzentration. Es gibt keine Effekthascherei, sondern pure Inspiration. Hier wird nicht Können zur Schau gestellt, sondern kommunikativ musiziert.

In den siebziger Jahren tritt Keith Jarrett verstärkt als Komponist und Solist eigener Klavierkonzerte in Erscheinung. Er schrieb Werke für Solisten, Kammerensembles, Jazzgruppen und Orchester.